Kultur
Das Theater Bielefeld stellt das kommende Spielzeitprogramm vor
Vielfältiger und zeitgemäßer Spielplan
GDN -
Die kommende Spielzeit des Theaters Bielefeld, die Nadja Loschky erstmals als alleinige Intendantin verantwortet, steht unter dem Motto „unfassbar real“. Im Rahmen einer Pressekonferenz wurde das vielfältige und zeitgemäße Programm vorgestellt.
Nach „Die Würde des Menschen ist unantastbar“ der aktuellen Spielzeit hat das
Theater Bielefeld für die kommende Saison mit „unfassbar real“ ein Motto gewählt,
das Raum für verschiedenste Assoziationen lässt und gleichzeitig den Gedanken
weiterführt: Was ist nach 75 Jahren Grundgesetz – Frieden, Freiheit, Sicherheit auf
der Basis demokratischer Grundordnung – aus unserem Rechtsstaat geworden?
Was geschieht in der Welt, welche Mächte spielen dort und wie ändert das
womöglich unser Dasein? Was ist überhaupt »real«?
Theater Bielefeld für die kommende Saison mit „unfassbar real“ ein Motto gewählt,
das Raum für verschiedenste Assoziationen lässt und gleichzeitig den Gedanken
weiterführt: Was ist nach 75 Jahren Grundgesetz – Frieden, Freiheit, Sicherheit auf
der Basis demokratischer Grundordnung – aus unserem Rechtsstaat geworden?
Was geschieht in der Welt, welche Mächte spielen dort und wie ändert das
womöglich unser Dasein? Was ist überhaupt »real«?
Das Potential des Unfassbaren im Theater zeigt sich durch die Emotionalität, die
durch das Theatererlebnis ausgelöst wird. Es ist ein Medium, das unfassbar real ist
– sowohl in seiner unmittelbaren Wirkung auf das Publikum, als auch in dem, was
es abbildet. Theater stellt Realitäten auf die Bühne, die mal waren, die heute noch
sind und die uns ein Wegweiser sind bei der Frage, wo es hingehen soll. Theater
ist ein Ort, der Utopien entwerfen darf. Es spiegelt Wirklichkeiten, macht sie
erfahrbar, bringt Menschen zusammen. Hier entsteht ein Raum, der Brücken
zwischen den Realitäten der Einzelnen schlägt.
durch das Theatererlebnis ausgelöst wird. Es ist ein Medium, das unfassbar real ist
– sowohl in seiner unmittelbaren Wirkung auf das Publikum, als auch in dem, was
es abbildet. Theater stellt Realitäten auf die Bühne, die mal waren, die heute noch
sind und die uns ein Wegweiser sind bei der Frage, wo es hingehen soll. Theater
ist ein Ort, der Utopien entwerfen darf. Es spiegelt Wirklichkeiten, macht sie
erfahrbar, bringt Menschen zusammen. Hier entsteht ein Raum, der Brücken
zwischen den Realitäten der Einzelnen schlägt.
Die Premieren der Spielzeit 2025/26
Der Beginn im Musiktheaterspielplan ist wahrlich märchenhaft: Das Musical Anastasia erzählt von einer abenteuerlichen Reise, von Freundschaft, Liebe und Gefahr sowie der Suche nach sich selbst – frei nach dem gleichnamigen Animationsfilm von 1997. Die erste Opernpremiere, Peter Grimes, ist zugleich ein erstes Kennenlernen des neuen Generalmusikdirektors Robin Davis. Er übernimmt die musikalische Leitung des Werkes, mit dem Benjamin Britten 1945 sein Durchbruch als Opernkomponist gelang. Der etwas verniedlichende Titel Die diebische Elster täuscht darüber hinweg, welch dramatischen Stoff der junge Gioachino Rossini hier inhaltlich wie musikalisch für die Opernbühne gestaltet hat.
Die Komponistin Elisabeth Naske schuf 2022 aus dem Kinderbuch Vom kleinen Maulwurf, der wissen wollte, wer ihm auf dem Kopf gemacht hat eine Kinderoper, die im Foyer der Rudolf-Oetker-Halle und als mobile Produktion für Kitas zu erleben seinwird. Kassandra, Christa Wolfs 1983 erschienene Erzählung, wird in Bielefeld zu einem spartenübergreifenden Musiktheater um eine starke Frauenfigur. Vertont von Mathis Nitschke und mit einem Libretto von Intendantin Nadja Loschky und Yvonne Gebauer kommt das Werk im Stadttheater zur Uraufführung.
György Ligetis Le Grand Macabre – ein klangstarkes Spektakel, zwischen Mysterienspiel, Oper und Satire angesiedelt, dabei musikalisch höchst anspruchsvoll und nicht ohne Selbstironie – ist genau das Richtige für das Format Lichtspieloper in der Rudolf-Oetker-Halle. Eine Show voll bitterbösem Witz schuf Leonard Bernstein mit Candide, der doch in »der besten aller möglichen Welten« lebt, wie ihm sein Lehrer Pangloss beibrachte. Doch nun muss der unerschütterliche Optimist sich durch Katastrophen, Kriege und Verbrechen manövrieren. Dass Bernstein seine Comic Operetta 1956 als Reaktion auf die McCarthy-Ära und zur Zeit des Kalten Krieges schrieb, sind nur zwei der erschreckend aktuellen Parallelen zu unserer heutigen »bestmöglichen Welt«.
Peter Pan, der Junge der niemals erwachsen werden kann, lebt auf der Insel Nimmerland, wo er einige gefährliche Abenteuer erlebt. Als spartenübergreifende Produktion mit Live-Musik für Groß und Klein folgt Peter Pan Produktionen wie Der Sandmann und Fahrenheit 451. Den Saisonabschluss liefert Giuseppe Verdi mit Der Troubadour, einem seiner größten und mitreißendsten Meisterwerke um Rache, Liebe, Abgründe und Macht. Ein Wiedersehen gibt es mit Pierangelo Valtinonis Familienoper Alice im Wunderland und, aufgrund der großen Nachfrage, auch mit dem Musical Cabaret.
Geradezu kulinarisch wird es zum Saisonstart der Tanzsparte: In Food for Thought kredenzen die renommierten Gast-Choreograf*innen Roy Assay, Sarah Balzinger und Isaiah Wilson mit ihren jeweiligen Stücken Goats und Concept No.31022025 (Arbeitstitel) zwei Gedanken-Gänge. Während in Goats – eine Koproduktion mit dem Scapino Ballet in Rotterdam – Mythen, Machtstrukturen und ungezähmte Instinkte kollidieren, bleibt Concept No. 31022025 zunächst ein Rätsel.
Für 360°, die zweite Produktion der Spielzeit, laden der künstlerische Leiter von TANZ Bielefeld Felix Landerer und die Choreografin Marion Zurbach dazu ein, näher an den Tanz zu rücken – und zwar so unmittelbar, dass das Publikum Teil des Bühnenbildes wird. Beide Uraufführungen dieses besonderen Doppelabends im TOR 6 Theaterhaus sind in einer 360°-Bühne inszeniert, die einen Perspektivwechsel provoziert.
Im dritten Tanzabend Everything will be ok erforscht Felix Landerer das zutiefst menschliche Bedürfnis nach Positivität und Optimismus in einer Welt voller Chaos. Der zweiteilige Tanzabend spiegelt das tiefe Verlangen nach Hoffnung und einer positiven Zukunftsperspektive wider – inmitten eines überwältigenden Gefühls von Ungleichgewicht, Katastrophen und einem schwindenden Vertrauen in die Erzählung von einem Happy End. Im Rahmen des alljährlichen Tanzgastspiels lädt Felix Landerer zudem erneut internationale wegweisende Künstler*innen nach Bielefeld ein. Die Carte Blanche entstand als kreative Plattform für die Tänzer*innen des Ensembles und gleichzeitig als Brücke in die Stadt, fernab des gewohnten Theaterkontextes.
Das Schauspiel beginnt mit State of the Union von Nick Hornby. Der Autor wirft darin einen umfassenden Blick auf eine ganz normale Ehekrise, beleuchtet auch deren komische Seiten und wird mit viel Musik in Szene gesetzt. Goethe schreibt in seinem 1794 veröffentlichten Versepos Reineke Fuchs gegen seinen Frust über die politischen Umstände seiner Zeit an. Wer in unserer Gegenwart nach Ähnlichkeiten mit Reinekes »Karriere« sucht, wird leider wohl nicht selten fündig.
In Wutschweiger von Jan Sobrie und Raven Ruëll erlebt ein junges Publikum ab 10 Jahren, wie sich die beiden Jugendlichen Ebeneser und Sammy dank ihrer Freundschaft gegenseitig stärken, ausweglos scheinende Situationen gemeinsam aushalten und dabei über sich hinauswachsen. Laura Naumann schreibt mit Schleuderdrama (Arbeitstitel) ein neues Stück für das Theater Bielefeld und beschäftigt sich u.a. mit der Frage: Wie kann Verständigung gelingen in einer Welt, die wir zunehmend über digitale Konstrukte wahrnehmen? Wenn Die kleine Hexe es schafft, ein ganzes Jahr lang eine gute Hexe zu sein, darf sie bei der nächsten Walpurgisnacht mittanzen! Aber was bedeutet das eigentlich, eine gute Hexe sein? Otfried Preußlers Kinderbuchklassiker wird das Familienstück zur Weihnachtszeit.
Bietet die Methode »Bondi Beach« – unter der Woche gesunder Verzicht, am Wochenende ausgedehntes Partyleben, wie früher eben – eine Perspektive für die Lebenshälfte 40+? Die Autorin Rebekka Kricheldorf erweist sich mit ihrer Komödie Bondi Beach einmal mehr als Expertin für einen humorvollen Blick auf existentielle Fragen des Lebens. Kangal ist ein packender, hochpolitischer Thriller über Überwachung, Denunziation und das Schweigen, das von der Türkei bis nach Deutschland reicht. Eine Bühnenfassung des Romans von Anna Yeliz Schentke kommt in Bielefeld zur Uraufführung.
In Kleiner Mann, was nun? erzählt Hans Fallada berührend vom Abrutschen des Mittelstands in der Wirtschaftskrise 1932 – und setzt ein Plädoyer für Menschlichkeit, Zusammenhalt und Liebe in schwierigen Zeiten. Basierend auf Interviews mit Bewohnerinnen eines Frauenhauses, Opferschützerinnen und einer Rechtsanwältin verdichtet Felicia Zeller in Antrag auf größtmögliche Entfernung von Gewalt Lebensgeschichten zu einem packenden, rhythmisierten Theatertext über häusliche Gewalt.
Einmal Superheld sein! Dieser Traum kann wahr werden – im Hotel der Helden: Georg Böhm, Schauspieler am Theater Bielefeld, hat eine groteske Verwechslungskomödie geschrieben, die er auch selber inszenieren wird. Berlin in den 1940er-Jahren: Lilly Wust lebt das Leben einer typischen Hausfrau, bis sie die junge Felice Schragenheim trifft. Erica Fischer erzählt in Aimée und Jaguar die bewegende (Liebes-)Geschichte dieser beiden Frauen und zeichnet gleichzeitig ein eindrucksvolles Bild der gesellschaftlichen Realität im Nationalsozialismus.
Thomas Hettches Roman über die Augsburger Puppenkiste, Herzfaden, kommt in Bielefeld auf die große Bühne, auf der Schauspieler*innen, Masken und Marionetten gemeinsam eine Welt voller Wunder erschaffen. Natalka Vorozhbyt erzählt in ihrem Stück non-existent von drei Frauen im Exil, die sich ein neues Leben fern der ukrainischen Heimat aufzubauen versuchen – voller Ernst, voller Witz, oft beides gleichzeitig.
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